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Wie ein Astronaut!

Wie Andreas Bourani über die Liebe zur Höhe singt und warum ein anderes Lied von ihm den Umgang mit Angst viel besser beschreibt

02.03.2023 – Autorin: Karin Bischof

Das Spiel mit der Angst

„Und beim Anblick dieser Schönheit fällt mir alles wieder ein“, so beschreibt es der deutsche Popsänger Andreas Bourani in seinem Lied Astronaut, das er gemeinsam mit dem deutschen Rapper Sido 2015 veröffentlichte. So gern ich dieses Lied höre, in gläsernen Aufzügen oder vor bodentiefen Fenstern empfinde ich alles andere als Begeisterung. Selbst meine kreativen Ablenkungsmanöver können das Kribbeln in meinen Handflächen nicht verdrängen. Dennoch bilde ich mir ein, jederzeit klettern gehen zu können und wohne in einer Dachgeschosswohnung mit Balkon. Wie passt das zusammen?

Der Unterschied besteht für mich in den Ausmaßen, mit denen ich konfrontiert werde. Eine Kletterwand ist vielleicht zehn Meter hoch. Ich kann jederzeit abbrechen und mein Tempo selbst wählen. Ich habe die Kontrolle. Der gläserne Aufzug rast ohne Rücksicht auf meine Gefühle empor. Wer hat mich gefragt, ob ich sehen will, wie viel Meter ich zurücklege. Ein bodentiefes Fenster lässt keine Barriere übrig, die mir zumindest optisch Schutz bietet. Das ist wohl auch der Grund, warum ich trotzdem meinen Balkon genieße. Mit der sicheren Wand im Rücken sehe ich dank des Geländers den Abgrund nicht. Stattdessen sehe ich die Wolken über mir und die Vögel, die über mich hinwegziehen. In diesen Augenblicken summe ich gerne: „Und beim Anblick dieser Schönheit …“

Es geht vorbei

Doch es gibt Momente, da kann ich nicht genießen, was vor mir liegt. Da überrollt mich die Angst, scheinbar ohne das ich ihr etwas entgegensetzten kann. Dann hilft nur noch ein anderes Lied von Andreas Bourani, auch aus dem Jahr 2015. „Wenn die Angst dich in die Enge treibt. Es fürs Gegenhalten nicht mehr reicht. Du es einfach grad nicht besser weißt, dann sei. Es geht vorbei.“ Das Lied Hey ist vielleicht nichts für jeden Tag, doch an den schweren Tagen hilft es mir, besser mit mir selbst umzugehen. Statt verängstigt und wütend zu sein, weil ich diese Angst schon wieder spüre, bin ich traurig. Es ist kein schönes Gefühl, aber ein schöneres. Und mit diesen kleinen Teilschritten komme ich – auch wenn es nicht so scheint – jeden Tag ein Stück voran.