Warum setzt uns der Krieg in der Ukraine so zu?
Uns allen ist klar: Wir sind Teil des Krieges. Wir – das ist der Westen, die NATO. Wir stehen klar auf einer Seite, beliefern die Ukraine mit Waffen und belegen den Angreifer mit Sanktionen. Und der Gegner ist, im Unterschied zu anderen Kriegen in der Welt, bei denen wir beteiligt waren, z.B. in Afghanistan, im Kosovo, diesmal ein mächtiges Land. Der Einzelne schaut zu, verfolgt die Entwicklungen und sorgt sich über die Reaktionen Russlands. Denn Putin stößt immer mehr Drohungen gegen den Westen aus, droht sogar mit einem möglichen Atomkrieg. Worte, die ängstigen, verunsichern und hilflos machen. Laut der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) befürchten über die Hälfte der Deutschen, dass der Ukraine-Krieg sich auf weitere Staaten ausdehnen könnte. 69 Prozent gehen davon aus, dass Putin nicht davor zurückschrecken würde, auch ein NATO-Mitgliedsstaat anzugreifen und damit den Verteidigungsfall der NATO auszulösen. Damit könnte Deutschland direkt in den Krieg verwickelt werden. Seit Ende des Kalten Kriegs war die Gefahr, in eine militärische Auseinandersetzung mit einer Atommacht hineingezogen zu werden, noch nie so hoch wie derzeit. Die Konsequenz: Eine diffuse Angst vor der Gefahr eines Krieges. Eine Angst, die sich nur schwer kontrollieren und beeinflussen lässt.
Wie reagieren die Menschen auf den Ukraine-Krieg?
Fakt ist: Kaum jemanden lassen die Nachrichten und Bilder aus der Ukraine unberührt. Bilder von Menschen, die flüchten, zerstörte Häuser oder Militär-Konvois auf europäischem Boden sind für uns ungewohnt. Viele können die unbekannte Situation nur schwer einordnen, spüren eine diffuse Anspannung. Auf die zunehmende Gefahr einer Ausweitung des Krieges reagieren manche Menschen mit Angst und Panik, fühlen sich gar unmittelbar bedroht, wenn sie beispielsweise das Geräusch einer Sirene hören. Andere sind wie gelähmt von den ständig neuen Meldungen aus dem Kriegsgebiet, empfinden Ohnmacht oder verzweifeln über den Zustand der Welt. Besonders stark reagieren dabei vorbelastete (vulnerable) Personen: etwa Menschen mit einer Angsterkrankung, insbesondere solche, die sowieso eine starke Sensibilität gegenüber potenziellen Gefahren entwickelt haben, oder Menschen, die bereits ein Trauma wie Krieg, Flucht, Vertreibung selbst erlebt haben (wie die bei uns lebenden Flüchtlinge früherer Kriege). Gefährdet sind aber auch Kinder und Jugendliche, die aus ihrer wohlbehüteten Lebensweise plötzlich herausgerissen werden und akute Unsicherheit erleben. Wichtig ist: All diese Gefühle sind normal und legitim. Sie sind Reaktionen auf eine Ausnahmesituation, die unsere alltäglichen Verarbeitungsmechanismen weit übersteigt.
Was kann ich bei Angst und Panik tun?
Angst ist eine Reaktion auf Gefahr. Angst entsteht immer dann, wenn ich ein Geschehen als Bedrohung einschätze und wenn ich keine Möglichkeiten sehe, die Bedrohung mit eigenen Mitteln zu neutralisieren. Dann entsteht ein Gefühl von Kontrollverlust und von Angst. Ziel ist es daher, das Gefühl des Überwältigtseins durch die Angst zu reduzieren. Wie kann das gelingen?