Gemeinsam stark in der Krise

Im 3Sat KULTURZEIT Interview bekräftigt Christian Zottl, Geschäftsführer der Deutschen Angst-Hilfe e.V., wie wichtig Gemeinschaft, Akzeptanz und Dialog, gerade in Krisenzeiten ist. Bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V. ist das im Zusammenhang mit Angststörungen und psychischen Krisen schon seit 30 Jahren das Credo. Schau genau hin, steh dazu, sprich darüber. “Geteiltes Leid ist halbes Leid” sagt der Volksmund. Stimmt! Was aber so schlicht und simpel klingt, ist beim schambesetzten Thema Angst und psychische Erkrankung gar nicht immer so einfach. Wem kann ich davon erzählen? Wer geht verantwortungsvoll mit diesem Thema um? Wen überfordert es? Solche Fragen stellt man sich als Betroffene/r, wenn es darum geht, wem ich mich anvertraue.

Selbsthilfegruppen bieten hier einen geschützten Rahmen. Hier kann man sich ausprobieren, erste Versuche starten, sich Unterstützung und Zuspruch suchen und auch Misserfolge besser verkraften, weil sie sozial abgefedert werden.

Selbsthilfegruppen sind ein starker Motor für Inklusion. Hier kann ich im Austausch und in der Auseinandersetzung mit der Gruppe wachsen. Hier kann ich lernen, ich zu sein. Hier kann eine Gemeinschaft wachsen, jeder lernen mit Unterschieden umzugehen und trotzdem ein Teil der Gemeinschaft zu bleiben. Ich bin okay so wie ich bin. Du bist okay so wie Du bist und trotzdem gibt es Impulse, ja Notwendigkeiten sich zu bewegen, sich zu verändern, sich auch zu reiben. Aus Reibung entsteht Wärme. Ein Naturgesetzt, dass auch für Beziehungen gelten kann, wenn wir Konflikte konstruktiv austragen. Nicht immer ist das möglich, aber oftmals entsteht auch erst dadurch eine Beziehung.

Selbsthilfegruppen – so wie wir sie kennen und uns wünschen – sind geprägt von Vertrauen und Wertschätzung. Von Verständnis und Solidarität. Von Mut und positiver Zumutung durch das Gegenüber. Vom Wunsch mich und meine Welt zu verändern, hin zum Guten, was immer das für den/die Einzelne/n bedeuten mag. Ich lerne an diesem vorerst eigennützigen Ziel gemeinsam und im Austausch mit anderen zu arbeiten. Es entwickeln sich ggf. gemeinsame Ziele. Ich werden Teil einer größeren “Sache”. Es geht nicht mehr nur um mich, ich übernehme auch Verantwortung für andere. Ich engagiere mich, für eine bessere Welt, wenigsten ein bisschen besser.

Das was wir in der Selbsthilfe – im Kleinen, im Labor – lernen, tragen wir hinaus in die Welt. Und dadurch verändern wir nicht nur uns, nicht nur unsere Gruppe, sondern wir verändern die ganze Welt. Das brauchen wir nicht nur in einer psychischen Krise, sondern ist auch ein Schlüssel für viele andere Probleme und Krisen unserer Zeit. Gemeinschaft, Akzeptanz und Dialog. Heute wichtiger denn je.