DGPPN 2023 – Klimawandel und Psychische Gesundheit

Der folgende Artikel beleuchtet die zentrale Rolle des Umweltbewusstseins in der Psychiatrie, wie sie auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) im Mittelpunkt stand. Unter dem Titel “Ökologische Psychiatrie und Psychotherapie” diskutierten Experten die vielschichtigen Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Psyche. Der Bericht von Christian Zottel, Vorstand DASH, betont die Bedeutung individueller, passgenauer Psychotherapie, insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden “Klima-Angst” bei jungen Erwachsenen.

Umweltbewusstsein in der Psychiatrie

Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) mit etwa 650 Veranstaltungen und 8.500 Teilnehmenden fand dieses Jahr im Zeichen des Klimawandels und der Ökologie statt. Der Titel „Ökologische Psychiatrie und Psychotherapie“, sowie die Besetzung des Eröffnungsvortrags durch eine Meeresbiologin (Antje Boetius), führte bei der einen oder anderen Psychiaterin in den Berliner Messehallen zu fragenden Blicken. Der Zusammenhang wurde aber bereits in der Begrüßung vom Präsidenten der DGPPN, Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg, sofort klar, als er darauf hinwies, wie viele Umweltfaktoren auf die menschliche Psyche einwirken. Dabei spielten eben nicht nur unsere sozialen Beziehungen eine entscheidende Rolle, sondern auch „die Gesundheit unseres Planeten hat Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, ebenso die Umgebung, in der wir uns aufhalten. Menschen mit psychischen Erkrankungen sind von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen und müssen daher besonders geschützt werden. Aktuell ist das psychiatrische Versorgungssystem aber darauf nicht vorbereitet“, so Lindenberg. Es gibt also auch in dieser Hinsicht noch viel zu tun.

Herausforderungen in der Psychotherapie

Daran schloss auch der ausgewiesene Angst-Experte Stefan Hofmann in seinem Vortrag „Die Zukunft der Psychotherapie“ an. Die nachweisbare Wirkung von Psychotherapie sei leider nicht überwältigend hoch und in den letzten Jahren sogar rückläufig. Man dürfe sich als Psychiaterin und Psychotherapeutin dementsprechend nicht zurücklehnen, sondern müsse immer bemüht bleiben, nach Verbesserungen und ggf. auch neuen Wegen in der Behandlung zu suchen. Hofmann plädierte für eine stärker individuelle, passgenaue Ausgestaltung von Psychotherapie. Häufig würde irrtümlich davon ausgegangen, dass man Krankheiten bzw. Diagnosen behandele. Stattdessen müsse man sich aber klar machen, dass man Menschen behandle und da jede/r Patient/in sehr unterschiedlich sein kann, müssten auch die Wahl der Behandlung an das jeweilige Individuum genau angepasst werden. Das könne die Erfolgschancen von Psychotherapie deutlich erhöhen, so Hoffmann.

Angstforschung und das „Klima-Angst“-Phänomen

Interessante Aspekte waren auch im „Young Scientist Angstforschungssymposium“ der Gesellschaft für Angstforschung zu hören. Insbesondere der Vortrag „Krisen, Kriege, Katastrophen – Ängste in bedrohlichen Zeiten“ von Antonia Bendau sei an dieser Stelle abschließend hervorgehoben. Passend zum Kongressthema wurde u.a. das Phänomen der „Klima-Angst“ vorgestellt, das besonders bei jungen Menschen zu beobachten sei. Junge Erwachsene seien doppelt so häufig „sehr oder extrem besorgt“, wenn es um die Auswirkungen des Klimawandels geht und seien dadurch auch im „täglichen Funktionsniveau“ beeinträchtigt.

Fazit unsererseits:

Erstens: die berechtigten Ängste der Menschen ernst nehmen und gemeinsam unseren Planeten und damit unsere Zukunft retten.

Zweitens: Die Aus- und Nebenwirkungen des Klimawandels im Hilfesystem vorausschauend berücksichtigen und den unverzichtbaren zivilgesellschaftlichen Anteil (wie die Selbsthilfe) deutlich stärken.